
Der Herbst ist eröffnet
„EINS, ZWEI, DREI – DER SOMMER IST VORBEI“.
Das Kinderlied bringt es auf den Punkt. Wie schnell ist alles in den letzten Monaten gewachsen. Die Stauden und Bäume und natürlich auch Obst und Gemüse. Wie es weitergeht, sagt uns das nächste Kinderlied: „Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da…“ Jetzt gilt es, die letzten Ernten einzuholen und die Farben des Herbstes auszukosten.
Langsam taucht der ganze Garten ein in diese warmen Farben, erst zaghaft, dann mit Macht. Das Laub vieler Stauden und Gehölze verliert sein Grün, um umso stärker in Gelb- und Orangetönen zu schwelgen. Ein Feuerwerk an Farben, das sich innerhalb weniger Tage entfaltet und auch wieder vergeht.
Doch wie erklärt sich das Phänomen, das alljährlich im Herbst wiederkehrt? Ganz einfach. Pflanzen, die im nächsten Jahr wieder austreiben, also Stauden und Gehölze, bauen im Herbst den grünen Blattfarbstoff, das Chlorophyll, ab. Im Frühjahr und Sommer bildeten sie dort mit Hilfe der Energie des Sonnenlichts Zucker, jetzt im Herbst, wird es in die Wurzeln, Äste und in den Stamm gebracht und dort konserviert. In den Blättern bleiben Karotinoide, Xanthophylle und Anthocyane zurück, die nun ihre Farben Orange, Gelb und Rot leuchten lassen – bis sich die Blätter schließlich vom Baum lösen und die Pracht beenden. Je intensiver und länger im Herbst die Sonne scheint, umso prächtiger strahlen die Pflanzen.
Vom Indian-Summer-Feeling sprechen manche. Schon einmal gehört? Der Begriff ist aus Amerika zu uns gekommen und umfasst die gesamte Wärme des Herbstes. Besonders intensiv leuchten ab Ende September im südlichen Kanada und angrenzenden Gebieten der USA die Wälder in allen denkbaren warmen Farbtönen. Besondere Witterungskonstellationen machen’s möglich. Vielleicht ist die herbstliche Leuchtkraft bei uns nicht ganz so groß, aber etwas Indian-Summer-Flair können wir auch in unsere Gärten bringen.
Sieht man auf die Farbintensität, dann spielen die Fächerahorne bei den Gehölzen ganz vorne mit. Der Rote Fächerahorn Acer rubrum ‘Atropurpureum‘ passt gut auch in kleine Gärten oder im Kübel auf den Balkon. Er wächst malerisch-bizarr. Die Laubfarbe wechselt im Herbst zu einem tiefen Rot. Die Sorte ‚Bloodgood‘ wächst etwas größer, hat aber ebenfalls eine intensive scharlachrote Farbe im Herbst.

Roter Fächerahorn
Wunderschönes, dunkelrotes Laub leuchtet in der Herbstsonne. Der Rote Fächerahorn ‘Atropurpureum‘ ist ein wunderbares Solitärgehölz.
Wie rot kann rot sein?
‚Bloodgood‘ zeigt es par excellence. Die Intensität im Herbstlicht ist einfach magisch.

Die ungewöhnliche Blattform und leuchtend gelbe Farbe zieht den Blick im Herbst magisch auf den Ginkgo biloba, auch Fächerblattbaum, Götterbaum, Glücksbaum oder Lebensbaum genannt. Dieses Fossil – es trägt die Kennzeichen eines Laubbaums und Nadelbaums gleichzeitig mit sich -, kann als stattlicher Baum wachsen. Langsam wachsende Züchtungen wie ‘Mariken‘ kommen auch gut in einem Kübel klar.
Ein Laubkleid aus zierlichen Blättern hat der nur 1,5 Meter hoch werdende Federbuschstrauch Fothergilla major. In Sattorange bis kräftig Purpurrot beendet der aus Nordamerika stammende Gartenbewohner sein Gartenjahr. Wie die Zaubernuss Hamamelis gehört er zu den Zaubernussgewächsen. Auch die Zaubernuss verabschiedet sich mit leuchtenden Blattfarben in den Winter. Doch sie kann etwas, das andere nicht können: Bald schon erwacht sie aus dem Winterschlaf, vor allen anderen. Dann erscheinen ihre zerzaust wirkenden Blüten mit schmalen fadenförmigen Blütenblättern, je nach Sorte in strahlendem Gelb oder auch in rötlich-violetten Farbtönen. Richtig groovy.
Das ist nur ein minikleiner Ausschnitt all der Gehölze, die den Herbst warm ausklingen lassen. Schauen Sie in ein gut sortiertes Gartenfachgeschäft – unglaublich, was es da noch zu entdecken gibt. Oder lassen Sie sich in einem schönen Park, botanischen Garten, auf einer Gartenschau inspirieren. Dort stehen oft schöne Pflanzenkombinationen. Vielleicht ist gerade die richtige Kombi für Ihre Gartenecke dabei! Nicht nur die Gehölze feiern den Herbst in allen Farben, auch viele Gartenstauden geben nochmal ihr Bestes, bevor sie sich in die Winterruhe zurückziehen. Noch im Oktober blühen unter anderem der Gelbe oder Leuchtende Sonnenhut (Rudbeckia fulgida) und der Oktober-Sonnenhut (Rudbeckia triloba). In vielen Farbnuancen erscheinen die typischen, etwas gewölbten Blüten mit dem dunklen Kegel in der Mitte. Den richtigen Namen bringt Rudbeckia nitida ‚Herbstsonne‘ mit. Die Pflanze kann bis zwei Meter Höhe erreichen.

Ginkgo
Da leuchtet der Fächerblattbaum. Ginkgo ‚Mariken‘ leuchtet gelbgrün.
Wie die Sonnenhüte gehören die Sonnenbräute, Helenium, zur Familie der Korbblütler. Helenium ist eher die kleine Schwester des Sonnenhuts mit etwas kompakter und robuster wirkenden Blüten, die auch die Herbstfarben von Gelb bis Tieforange und Rotbraun bis in den Oktober hinein aufrechthalten.
Auffallende Farbtupfer bringen die gelben Blütenrispen der Goldruten (Solidago) in herbstliche Staudenrabatten. Es gibt ein breites Spektrum an Arten, von ganz niedrigen für Steingärten bis zu hochwachsenden. Bei den Goldruten ist es sehr sinnvoll, zu gezüchteten Gartensorten zu greifen. Diese breiten sich im Gegensatz zu den aus Nordamerika stammenden Wildarten nicht stark aus. Goldruten tragen zur biologischen Vielfalt im Garten bei, sind sie doch wertvoll als Bienen- und Insektennährpflanzen.
Helenium
Helenium in entzückendem Rot. Eine weitere herbstliche Farbexplosion, die auch noch im September für Furore sorgt. Die Bräute können eine stattliche Höhe von bis zu 160 cm erlagen – aber auch kleinere Sorten beeindrucken mit ihren farbprächtigen Blüten.


Goldrute
Oh ja, Bienen und andere Insekten lieben sie! Die Goldrute wird, je nach Sorten, bis zu 120 cm hoch. Kleine Exemplare bleiben bei 5 – 10 cm. Goldruten blühen bis in den Oktober hinein.
Herbstfreude
Auch Bienen fliegen drauf: Sedum ‚Herbstfreude‘ lockt Insekten an. Die Sorte ‚Karfunkelstein‘ macht ihrem Namen alle Ehre. Die Stiele, Blätter und Blüten muten rubinrot an. Ein atemberaubender Kontrast entsteht mit den knallorangenen Schirmen der Physalis.


Chinesische Bleiwurz
Dem Volksmund nach ist das keine gelungene Kombination. In der Natur ist alles möglich. Blaue Blüte und rote Blätter – phantastisch! Danke Herbst.
Haben Sie schonmal von den Fetten Hennen gehört? Nein, es geht jetzt nicht in den Hühnerstall. Die Fetten Hennen (Sedum-Arten) und vor allem die Hohen Fetthennen sind im Herbst nicht wegzudenken aus den Gärten. Sie sind unverwüstlich und stecken auch Trockenheit und Hitze weg. Mittlerweile gibt es hier zahlreiche Züchtungen in leuchtenden Herbstfarben. Die bekanntesten hohen Sedum-Arten sind Sedum spectabile und Sedum telephium, aus denen zahlreiche Sorten und Hybriden in unterschiedlichen Wuchshöhen, Blüten- und Blattfarben entstanden sind. Ein absoluter Oldie ist die Sedum-Telephium-Hybride ‘Herbstfreude‘, gezüchtet im Jahr 1955. Sie blüht fantastisch mit großen, flach gewölbten, rostroten Blütenschirmen in kräftigem Rosé. Obwohl sie bald ihren 70. Geburtstag feiert, ist sie noch topfit und gehört bis heute zu den besten und robustesten Sorten der Gruppe. Sie kann bis zu 70 Zentimeter hoch wachsen. Atemberaubend ist auch die etwas niedriger bleibende Sedum Telephium-Hybride ‚Karfunkelstein‘. Wie ihr Name schon verrät, funkelt sie wie ein roter Edelstein. Die großen Blütenteller in Bräunlich-Rosa sorgen in Verbindung mit dem tief dunkelrot gefärbten Laub für einen funkelnden, schillernden Gesamteindruck. Viele Sedumsorten lassen sich durchaus auch gut im Kübel auf Balkon und Terrasse kultivieren.
Die dunkle Laubfärbung von ‚Karfunkelstein‘ entwickelt sich übrigens erst im Laufe des Jahres und wird im Herbst immer intensiver. Auch andere Stauden wechseln zum Saisonabschluss noch die Farbe des Laubkleids. Bergenien-Blätter werden erst nach dem ersten Frost rot und behalten die Farbe als immergrüne Pflanzen den ganzen Winter über. Besonders sticht die Sorte ‘Eroica‘ hervor.
Die Chinesische Bleiwurz (Ceratostigma plumbaginoides) überrascht als Bodendecker im Herbst durch ihren Kontrast zwischen in Weinrot getauchtem Laub und azurblauen Blütchen. Von China nach Sibirien: Den Boden bedeckt auch der Sibirische Storchschnabel (Geranium wlassovianum) hervorragend und lässt kaum Unkraut durchkommen. Von einem leuchtenden Orange über warmes Weinrot bis hin zu schönstem Tiefrot leuchten die Blätter dem Betrachter entgegen. Und einen Vorzug in Zeiten der zunehmenden Hitzezeiten hat die Pflanze: Sie braucht kaum Wasser.

GRÄSER GEBEN STRUKTUR UND SIND IM HERBST EIN FAST UNVERZICHTBARES ELEMENT IM BEET ODER KÜBEL
1
Die filigranen Blüten vom Chinaschilf (Miscanthus) flattern fröhlich hin und her. Sie ergeben einen lichten Sichtschutz und werden bis zu 180 cm hoch.
2
Größer geht immer! Die Giganteus-Variante vom Chinaschilf wird bis zu 350 cm hoch. Wer Platz dafür im Garten hat, wird begeistert sein!
3
Ein weiterer Klassiker im Gräser-Game ist natürlich das Pampasgras. Die beigefarbenen Wedel kennt doch fast jeder. Abgeschnitten und in eine Vase gesteckt, sind sie ein hübsches Accessoire.

KREATIV
IM HERBST
- Kürbisse lassen sich mit Acrylfarben, Lackstiften oder Kreativmarkern verzieren.
- Minipflanzen sind bezaubernd in einfachen Gefäßen oder als Arrangement in einer Schale.
- Kürbis aushöhlen, mit Steckschaum bestücken und dann Blüten und Ranken aus dem Garten einstecken. Schon ist das herbstliche Arrangement fertig.
Ein Wunder der Natur sind auch die Lampionblumen (Physalis alkekengi), die schon bei unseren Omas leuchtende Akzente in Orange setzte, und zwar mit ihren herzförmig zusammengefügten knallorangefarbenen Kelchblättern. So hängt der Garten voller Lampions. Einfach ein toller Anblick. Was man wissen sollte: die gesamte Pflanze dieses Nachtschattengewächses ist giftig. Gerne in den Hintergrund geraten Ziergräser. Völlig zu Unrecht. Sie strukturieren Gartenbeete und Staudenpflanzungen, können Sicht- und Windschutz geben und faszinieren mit verspielten Blütenrispen. Sie gehören unbedingt zu einem faszinierenden Herbstgarten dazu. Ein richtiger Knaller hinsichtlich der Herbstfärbung ist das Japanische Blutgras (Imperata cylindrica) 'Red Baron'. Die Rotfärbung steigert sich im Lauf der Vegetationsperiode zum intensivsten Rotton, der an Ziergräsern vorkommt. Besonders im Gegenlicht entfalten die tief-blutroten Blattspitzen ihre Faszination. Der „Rote Baron“ wird bis zu 40 Zentimeter hoch und kann mit ausreichend Platz auch in einen Topf gepflanzt werden. Tiefe Temperaturen verträgt er nicht sonderlich gut. Auf Blüten wartet man vergeblich. Weit in die Höhe streben Pampasgras (Cortaderia selloana) und Chinaschilf (Miscanthus). Die auffallenden Blütenrispen erscheinen bei vielen Sorten meist im August und September. Das Beste daran: Sie bieten den ganzen Winter über einen Blickfang. Besonders bizarr und sehenswert sind sie, wenn sich der erste Reif daran heftet. Flauschige Ähren hat das Lampenputzergras (Pennisetum setaceum) und zierliche Rispen tanzen über dem Laub der Ruten-Hirse (Panicum virgatum). Als Kontrast zu hohen Stauden und massiven Gräsern fügt sich gut die Besenheide (Calluna vulgaris) ein. Früher bewuchs die Art nur karge Heideflächen. Ihren Siegeszug als Zierpflanze hat sie vor gut dreißig Jahren begonnen, nun ist die Besenheide, auch Sommerheide genannt, omnipräsent. Für jeden Platz und Farbgeschmack gibt es mittlerweile eine passende Sorte. Immer mehr Spielarten von Laubfarben ergänzen die unterschiedlichen Farben der knospenblühenden Sorten. Gepflanzt in kleinen oder großen Gruppen, entwickelt sie sich zu einer Augenweide im Garten. Vor allem in der Kombination mit anderen im Herbst blühenden Pflanzen oder Gräsern. Etwas niedrigere pH-Werte im Boden von 4,5 kommen ihr entgegen.

Storchschnabel
Im Herbst beginnen sich die Blätter des Storchschnabels langsam zu verfärben.
Das ist Kunst:
Rauhreif an Physalis. Wie ästhetisch kann der Herbst sein?


Blutgras
Geht auch im Topf auf der Terrasse. Das Japanische Blutgras ‚Red Baron‘ ist leicht an seinen roten Blattspitzen zu erkennen.


NICHT VERGESSEN!
Jetzt Blumenzwiebeln pflanzen, um im nächsten Frühjahr die bunte Blütenpracht zu genießen. Blumenzwiebeln müssen nicht immer ins Beet gepflanzt werden. Nutzen Sie ausrangierte Terracottagefäße mit Loch - das ist wichtig, damit Wasser ablaufen kann – und kombinieren Sie nach Belieben. In Töpfen können die Zwiebeln in Schichten gepflanzt werden. Unten kommt zuerst Tongranulat oder Tonscherben zum Einsatz. Darauf dann eine Schicht Blumenerde verteilen und die ersten, größten Zwiebeln. Diese mit Erde bedecken und in diese Schicht die zweitgrößten Zwiebeln pflanzen. Kleine Krokuszwiebeln können als letzte Schicht eingesetzt werden. Gut mit Erde bedecken und bis zum nächsten Frühjahr warten.

Egal, ob im Beet oder im Topf… Diese Tulpe ist ein ganz besonderer Hingucker! „Ice Cream“ heißt sie und die Sahnehaube ist wirklich famos.

Text: Doris Ganninger-Hauck
Fotos: Panthermedia, Landgard, Pixabay, Heinje, Kientzler, Gardengirls