Hanf:
Eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit
Hanf darf als Nutzhanf seit Mitte der 1990er Jahre in Deutschland, streng kontrolliert natürlich, wieder angebaut werden. Traditionell steht Hanf vor allem für die Gewinnung robuster Fasern und nährstoffreicher Samen, die in vermahlenem Zustand in meinem Müsli landen oder gepresst als Hanföl im Supermarktregal stehen. Kaum ein anderes Öl hat so viele positive Omega-3-Fettsäuren. Bekannt ist die Pflanze auch unter ihrem anderen Namen – Cannabis (botanisch Cannabis sativa L.), medizinischer Hanf. Dieser hat noch andere als die oben erwähnten Vorzüge. Seit über zehn Jahren dürfen Ärzte bestimmte Cannabis-Produkte für medizinische Anwendungen verschreiben. Sie basieren auf den Inhaltsstoffen aus verschiedenen Cannabinoiden und Terpenen, die verabreicht werden, um zum Beispiel Symptome zu lindern bei Formen von Arthrose, Asthma, Migräne, Multiple Sklerose, Rheuma, Schlafstörung, Tinnitus oder Zwangsstörungen.
Doch so revolutionär neu ist diese Anwendung ganz und gar nicht: Denn in der chinesischen Medizin wurde Hanf bereits vor weit über 1000 Jahren eingesetzt, um einige der genannten Krankheiten zu lindern. Doch nun zu dem, was hitzige Debatten auslöst: Cannabis kann Zustände hervorrufen, die man nur mit dem Begriff Rausch bezeichnen kann. Bis zum April letzten Jahres war der Anbau von Cannabis in Deutschland illegal.
Doch jetzt ist alles anders. Jeder darf in Deutschland Cannabis anbauen und konsumieren, wenn auch nur in sehr überschaubarem Rahmen. Drei blühende Pflanzen darf ein Bürger in seiner Wohnung oder angrenzenden Bereichen laut Cannabisgesetz (CanG) halten. Dazu 50 Gramm der Ernte im Haus aufbewahren. Also, alles ganz easy? „Wer Tomaten kultivieren kann, dem gelingt auch Cannabis“. Das sagte ein gewiefter Cannabisanbauer im Radio. Aber es gibt doch so einige kleine Unterschiede. Das fängt bei der Botanik an. Hanf ist zweihäusig.
Während eine Tomatenpflanze viele Blüten produziert, die gleichzeitig männliche und weibliche Organe tragen, macht’s der Hanf etwas anders: An einem Strauch wachsen nur männliche, am anderen nur weibliche Blüten. Um Samen zu bilden, müssen die Pollen vom männlichen Strauch zu den weiblichen Blüten finden. Das geschieht in der freien Natur durch Wind. Aber: Wer es auf Cannabis abgesehen hat, der will gar keine Männer in der Umgebung. Denn die begehrten Inhaltsstoffe entwickeln sich in den weiblichen Blüten und an den angrenzenden kleinen Blättern. Ohne männlichen Pollen blüht die Pflanze lange. Sie hofft ja noch auf Befruchtung. Und je länger die Blühphase anhält, umso mehr Cannabinoide und Terpene entwickelt sie.

Anbau
Wer sich selbst ins Abenteuer Cannabisanbau stürzen will, sollte bei den Samen auf Nummer sicher gehen und feminisierte Samen kaufen. Denn nur aus diesen Samen wachsen nur weibliche Pflanzen. Nutzhanf ist sehr robust und unproblematisch im Anbau. In der Landwirtschaft wird er auch genutzt, um Schadstoffe aus dem Boden zu holen und schwache Böden zu verbes- sern. Beim Medizinalhanf oder Cannabis muss man eher an eine Diva denken. Den Damen – Sie erinnern sich an die feminisierten Samen? – wird der Hof gemacht. Erstmal gilt es, die richtige zu finden. 20.000 Sorten stehen weltweit zur Wahl. Beruhigend ist: Der Hobbyanbauer hat nur Zugriff auf einen kleinen Ausschnitt davon. Aber die Entscheidung nimmt ihm keiner ab. Welche Kriterien wendet er an? Die Sorten locken mit ganz unterschiedlichen Aromen. Die Sorte ‘Moby Dick‘ wirbt beispielsweise mit Zitronen-, Kiefern-, Weihrauch- und Vanillenoten, ‘Pineapple Express‘ mit intensivem Ananasge- schmack mit süßen Noten. Schon fast wie in der Weinprobe. Oder welche Wirkungen bevorzugt der angehende Cannabisgärtner?
Gehobenere Stimmung oder Schmerzlinderung, besserer Schlaf und Schutz des Immunsystems oder eine sanfte Linderung von Stress und Unruhe? Abgesehen von sortentypischer Prägung spielen auch die Anzuchtfaktoren eine wichtige Rolle für die Ernte. Bevor man startet, sollte man sich auch klar werden: Wo kommen die Pflanzen bei mir hin? Ins Freie? Das macht einiges einfacher, birgt aber die üblichen Risiken, die ein Gärtner kennt: ungünstige Witterungsbedingungen, mögliche Schädlinge, die saugen oder knabbern wollen. Einiges spricht dafür, die kleinen Diven unter geschützten Bedingungen wachsen zu lassen. Im Zimmer, vielleicht Einrichtung wie Growbox, Growzelt oder Growschrank.
Cannabis-Pflanzen gedeihen am besten in einem Klima mit viel (Sonnen-)licht, mäßiger Feuchtigkeit (50 bis 60 Prozent Luftfeuchte) und in einem Temperaturbereich von 20 bis 28 Grad Celsius. Für diese optimalen Bedingungen gibt’s nur eine Garantie, wenn man sie kontrollieren kann. Noch eine botanische Angewohnheit muss der Anfänger im Hinterkopf haben. Die Da- men sind Kurztagspflanzen. Das heißt, sie reagieren auf die Dauer des Tageslichts und beginnen mit der Bildung ihrer Blüten erst, wenn die Tage weniger als 12 Stunden lang sind. In unseren Gärten also erst in der zweiten Jahreshälfte. Im geschützten Bereich kann man die passenden Umgebungsansprüche mit einiger Technik – Heizung, Belichtung, Bewässerung/Befeuchtung, Belüftung und Verdunkelung – optimal einstellen. Doch genug der Vorrede, los geht’s. Die Aussaat ist mit der von Tomaten vergleichbar. Die Samen können zwischen Papiertaschentüchern ankeimen und dann in Erde gesetzt werden. Oder es werden in die bekannten Anzuchtvarianten gewählt: direkt in Anzuchttöpfe säen oder in kleine Gefäße oder Anzuchtschalen, die mit Erde gefüllt werden. Die Samen keimen in der Regel nach drei bis sieben Tagen. Als optimale Keimtemperatur gilt 22 Grad Celsius. Bei der Blumenerde sollte man nicht sparen. Die beste ist gerade gut genug für die hochwohlgeborenen Prinzessinnen. Haben die Auserwählten ihre ersten Blättchen entwickelt, nehmen sie begierig Licht auf, um ihr Wachstum in Fahrt zu bringen. 18 Stunden Tageslicht sind erwünscht.
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DA GIBT’S KEINEN UNTERSCHIED
UM GUT ZU GEDEIHEN, BRAUCHEN CANNABISPFLANZEN GUTE ERDE
UND ENTSPRECHENDEN DÜNGER – WIE ANDERE PFLANZEN AUCH.
Aus dem Hause Frux gibt es zwei verschiedene Grow Erden in Gärtner-Qualität. In der torffreien Bio Variante wird ein Bio-Langzeitdünger eingesetzt, der die Versorgung
der Pflanze mit allen wichtigen Nährstoffen über viele Wochen hinweg sicherstellt. Terra Preta verstärkt den Effekt. Denn aktive Mikroorganismen siedeln sich an, bauen organische Substanz in der Erde ab und setzen dabei wertvolle Nährstoffe während der gesamten Wachstums- und Blütephase frei. Der torfreduzierte All-Mix ist großzügig mineralisch vorgedüngt und unterstützt die
erste Wachstumsphase optimal. Ein Langzeit- dünger ist ebenfalls enthalten – perfekt für das gesamte Pflanzenleben.
Nicht nur perfekt aufeinander, sondern auch auf die Bedürfnisse der Pflanzen in unterschiedlichen Lebenszyklen abgestimmt, sind diese beiden. Die Grow Dünger von CUXIN DCM sorgen für starkes Wachstum und unterstützen in der Blütephase. Beide Dünger haben Bioqualität und der Wachstumsdünger ist zudem vegan. Die Flaschen
bestehen aus mindestens 95 % recyceltem Kunststoff (HDPE).
Nach Ausbildung der ersten Blättchen stimuliert der perfekte Gärtner mit einem abgestimmten Dünger zunächst die vegetative Phase, also das Pflanzenwachstum. Im Gegensatz zum Nutzhanf wachsen die Sorten für Medizinalhanf mit mehreren Trieben. Die Höhe wird von der Sorte vorgegeben. Sie bewegt sich zwischen 30 Zentimetern und drei Metern. Haben die Stars die passende Größe erreicht, heißt es umswitchen auf einen Zwölf-Stunden-Zyklus mit je einer Phase von zwölf Stunden Licht und zwölf Stunden Dunkelheit. Das bringt die Diven in die richtige Stimmung, Blüten anzulegen.
Es ist auch keine gute Idee, in der Dunkelperiode das Licht einzuschalten, um nach dem Rechten zu sehen. Tun Sie das, dann schmollt die Dame und verzögert die Blütenentwicklung oder spielt nicht das volle Potenzial an Blüten aus. Die Blütephase können Sie unterstützen mit einem Blütendünger, der etwas mehr Phosphor und Kalium enthält. Aber Vorsicht: ein Zuviel an Nährstoffen mag Madame nicht.
Auch bei besten Bedingungen und zwei grünen Daumen: Eine ewige Blüte und ein ewiges Leben ist auch nicht für eine Cannabispflanze vorgesehen. Etwa acht bis zwölf Wochen, nachdem die Blüte begonnen hat, sind die Blüten erntereif und die Diva senkt ihr Haupt.
Nice to know
Wenn aus den Saatkörnern ein Sämling geworden ist, dauert es nicht mehr lange, und das Abhärten für das Pflanzen im Garten kann beginnen. Sobald der Sämling 5 Blattpaare gebildet hat, kann‘s losgehen.
Hanf blüht erst, wenn Tage wieder kürzer werden. Also ab August/September.
Die Ernte der Blüten erfolgt, je nach Kulturverlauf, zwischen Mitte September und Anfang November.
Sobald es friert, ist die Cannabissaison im Freien beendet.

Text: Doris Ganninger-Hauck